Nö, wir sind kein Team! Lass uns arbeiten.

Der Begriff „Team“ wird in unserer Arbeitswelt geradezu inflationär verwendet. Da gibt es Projektteams, Teammeetings, Teamwork, Teamleader, Teambuilding,…
Und jetzt, Hand aufs Herz, wer hat heute schon ein erfolgreiches Team gesehen, in einem gearbeitet? Herzlichen Glückwunsch, dann scheinen Sie gerade die perfekten 5 Minuten des Sonnenaufgangs abgepasst zu haben.

Ja, genau daran erinnern mich schlagkräftige, erfolgreiche Teams – an das Erleben des perfekten Sonnenaufgangs. Persönlich erlebe ich im Jahr davon nur wenige. Obwohl ich theoretisch weiß, was alles für diese magischen Momente nötig ist und ich mich auch sicher nicht vor dem frühen Aufstehen scheue.
Gleichzeitig inszenieren Werbetafeln und soziale Medien perfekte Sonnenaufgänge und erfolgsverwöhnte Teams als wäre sie jederzeit greifbar und die persönliche Teilhabe nur eine Frage des Augen-auf „Hier hast du.“

Warum also dieser Text? Die Erwartungshaltung, dass jede Gruppe von zusammenarbeitenden Menschen ein Team sein muss, in denen der Einzelne und die Gruppe jederzeit einen großen Mehrwert für sich generiert, übt Druck aus.
In den vergangenen Tagen habe ich in verschiedenen Konstellationen gehört: „Wir sind gar kein richtiges Team.“ – Ja, das stimmte. Es waren jeweils per allgemeiner Definition keine Teams. Entweder ließen es die Rahmenbedingungen nicht zu oder es war „nur“ eine temporäre, anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen. Auf meine Anmerkung: „Stimmt, ihr seid kein Team. Müsst ihr das denn?“ kam stets zuerst ein Lachen und ein erleichtertes Aufatmen.

Keine Frage, ich finde Sonnenaufgänge wunderschön und weiß die Arbeit in guten Teams sehr zu schätzen. Doch aus einer Gruppe ein Team zu entwickeln ist ein Prozess, der mal kürzer und mal länger dauert. in diesen Prozess muss man als Team investieren. Ein Team entsteht nicht automatisch aus einer Gruppe und ein Teamgefühl erhält sich nicht von allein.
Das Gute ist, wir müssen kein Team sein, um gut miteinander zu arbeiten und Ergebnisse zu erzielen. Denn ehrlicherweise bestehen unsere Tage nicht nur aus fünf Minuten Sonnenaufgang und die Arbeit kann auch ohne Team-Flow gut funktionieren.

Für die gelingende Zusammenarbeit von Menschen ist es sehr oft schon ausreichend, wenn wenige Merkmale von Teamarbeit erfüllt sind. Bereits dann fühlt sich die überwiegende Zahl der Menschen eingebunden und arbeitsfähig.

Menschen arbeiten gern…

  • in kleineren Gruppen von bis zu 8, maximal 12 Personen. Hier können wir direkt miteinander kommunizieren. Bei dieser Gruppengröße gelingt es uns zu jedem in der Gruppe einen Bezug herzustellen.
  • in Gruppen, die ihre fachlichen Fähigkeiten und individuellen Kompetenzen anerkennen. Wir schätzen es, wenn unsere Leistung nicht dauerhaft und zu 100% verglichen wird, sondern wir in Teilbereichen als Könner, als Experten anerkannt sind.
  • gemeinsam an einer Aufgabe. Uns stärkt es, wenn wir mit anderen Hand-in-Hand arbeiten und dabei eine gemeinsame Arbeitskultur, eine ineinander greifende Arbeitsweise haben.
  • auf ein klares, anspruchsvolles Ziel hin. Ist das Ziel ein gemeinsames Gruppenziel umso besser. Dann motiviert uns die Gruppe und spornt uns an, ein Stück weit über uns hinauszuwachsen.
  • mit- und füreinander. Das gibt uns Sicherheit und lässt uns eingebunden sein. Gleichzeitig benötigen wir in der Zusammenarbeit, dass unsere individuelle Leistung gesehen wird und wir uns als selbstwirksam erleben.
  • in Strukturen, wo die Erwartungshaltungen und unterschiedlichen Ziele keine individuellen Konflikte erzeugen. Wir erleben Arbeitsverhältnisse als unangenehm, wenn unsere individuellen Zielvorgaben den Gruppenzielen widersprechen. Viele von uns erleben sich selbst in einer Zwickmühle, wenn z.B. eine offene Unternehmens-Atmosphäre proklamiert wird und gleichzeitig Regelungen besagen, dass nicht über Gehälter und Zielvereinbarungen geredet werden darf.

In erfolgreichen Teams treffen sind alle aufgeführten Punkte Realität. Doch aus vielen verschiedenen Projekten, beruflichen und ehrenamtlichen Zusammenarbeiten weiß ich, dass es für das zu erreichende Ziel völlig ausreicht, wenn zwei, drei dieser Punkte zutreffen. Und sind wir ehrlich, es gibt auch Konstellationen, da kann aus einer Gruppe gar kein Team entstehen und die Zusammenarbeit ist trotzdem großartig.

Kurz: Nicht jede Aufgabe, nicht jedes Ziel braucht ein Team und nicht jeder Tag einen perfekten Sonnenaufgang. Oft genug reicht es, wenn es hell wird und man sich gemeinsam an die Arbeit macht.

Ich wünsche dir und deinen Kollegen, dass ihr euch und eure vorhandenen Kompetenzen gegenseitig wertschätzt und sich eure Zusammenarbeit leicht anfühlt.

Herzlich, deine Silja

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